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Betriebliches Mobilitätsmanagement: Was es für die Mobilität der Zukunft bedeutet

Veröffentlicht am 7. Februar 2024

  • Change Management
  • Nachhaltigkeit
  • Reisen, Transport & Logistik

Für die Mobilität der Zukunft spielt betriebliches Mobilitätsmanagement eine entscheidende Rolle. Pendler:innen und Berufsverkehr haben einen erheblichen Anteil an CO2-Emissionen und dem drohenden Infarkt auf Autobahnen und in Innenstädten. WAVESTONE-Mobilitätsexpertin Dr. Isabella Geis erklärt das Potenzial eines smarten Mobilitätsmanagements für Unternehmen.

Betriebliches Mobilitätsmanagement ist…

… im Wandel. Bis vor etwa zehn Jahren beschränkte sich das Angebot der Unternehmen im Bereich der Mobilität hauptsächlich auf Firmenwagen. Der Wandel kam erst in den letzten Jahren – statt ausschließlich auf Firmenwagen setzen viele Unternehmen zunehmend auf ein multimodales Mobilitätsangebot. Im Prinzip ist die betriebliche Mobilität ein Spiegelbild der öffentlichen Mobilität in Städten und Kommunen, mit Auto- und Fahrradverkehr, ÖPNV oder auch Sharing-Angeboten.

Ausschlaggebend waren hier zunächst vor allem die Kosten, inzwischen spielen Fragen der Nachhaltigkeit, des Klimaschutzes und der Arbeitgeberattraktivität eine immer größere Rolle. Und mit jedem Argument für die betriebliche Mobilität hat sich auch das Angebot dessen, was bereitgestellt wird, ein bisschen verändert. Ging es früher einfach nur darum, den Bau zusätzlicher Parkplätze und die damit verbundenen Kosten vermeiden zu können, stehen heute eher die Mitarbeiterbindung und -gewinnung sowie die CO2-Reduzierung im Vordergrund. Im Maßnahmenkatalog der Unternehmen finden sich daher zunehmend Angebote wie zum Beispiel Mobilitätsbudgets oder Bike Leasing.

Betriebliches Mobilitätsmanagement kann…

… die Attraktivität eines Unternehmens für neue Mitarbeiter:innen deutlich erhöhen, aber auch bereits bestehende Mitarbeiter:innen besser an das Unternehmen binden – ein nicht zu unterschätzender Effekt in Zeiten des Fachkräftemangels. Wer als Arbeitgeber attraktiv bleiben möchte, muss deshalb ansprechende Angebote schaffen wie beispielsweise ÖPNV-Tickets, Stellplätze für Fahrräder oder Sharing-Angebote. Das sorgt für ein positives Firmenimage sowohl bei den Mitarbeiter:innen als auch bei Kunden. Der Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter:innen wird nicht weniger werden, und insbesondere für junge Leute ist nachhaltige Mobilität oft ein differenzierendes Kriterium bei der Arbeitgeberwahl. Das passende Angebot ist dabei für jedes Unternehmen anders und hängt von individuellen Faktoren wie Firmengröße, Mobilitätsbedarfen im beruflichen Alltag oder Standort ab.

Mit einem betrieblichen Mobilitätsmanagement können Alternativen zum Firmenwagen oder auch der Anfahrt mit dem eigenen Auto geschaffen werden. So können Kosten beispielsweise für Fuhrpark oder Stellplätze deutlich reduziert werden, was für das Unternehmen auch mit wirtschaftlichen Vorteilen verbunden ist. Nicht zuletzt lassen sich auch die CO2-Emissionen mit Hilfe eines betrieblichen Mobilitätsmanagements deutlich reduzieren. Es lohnt sich, die Firmenflotte zu elektrifizieren oder sogar zu reduzieren und auf alternative Mobilitätsformen zu setzen, um die Vorgaben der ESG-Richtlinie einzuhalten und insgesamt als Unternehmen einen Beitrag zu einer nachhaltigen Gesellschaft und der Mobilitätswende zu leisten.

Multimodale Mobilität ist heute deutlich attraktiver als noch vor zehn Jahren. Betriebliches Mobilitätsmanagement kann die Antwort auf diese Veränderung sein.

Dr. Isabella Geis

Betriebliches Mobilitätsmanagement braucht…

… Transparenz, denn die Umstellung eines Unternehmens auf ein ganzheitliches Mobilitätsmanagement ist auch ein Transformationsprozess. Für den Erfolg und die Akzeptanz der geplanten Maßnahmen ist es deshalb sehr wichtig, transparent und verständlich zu kommunizieren und sowohl Entscheider:innen als auch Mitarbeiter:innen gezielt in den Prozess einzubinden. Denn betriebliche Mobilität greift an vielen Stellen substanziell an die Themen Komfort, Status oder eben auch geldwerte Vorteile ein.

Je nach Konzept kann es bedeuten, dass Parkplatzansprüche schwinden oder Firmenwagen nur noch deutlich reduziert oder gar nicht mehr zu Verfügung stehen abhängig davon, wie das Unternehmen es angehen möchte. Auch das wird nicht immer gern gesehen, insofern kann die Einführung durchaus kritische Aspekte haben. Aber: Unternehmen und Mitarbeiter:innen gewinnen auch. Auch das gilt es deutlich zu machen: Sie gewinnen Flexibilität, Individualität, Innovation. Wir wissen, dass Menschen heute wesentlich stärker auf multimodale Mobilität setzen als früher und diese als attraktiv empfinden. Betriebliches Mobilitätsmanagement kann die Antwort der Unternehmen auf diese Veränderung sein. Aber das muss natürlich deutlich kommuniziert und vermittelt werden – und vor allem im Konzept auch genauso geplant werden. Umso wichtiger ist deshalb eine frühzeitige und umfassende Einbeziehung der Mitarbeiter:innen, beispielsweise im Rahmen einer Mitarbeiter:innenbefragung.

Auch die Personalabteilung und ggfs. der Betriebs- oder Personalrat sollten involviert werden. Betriebliches Mobilitätsmanagement ist kein Selbstgänger, das man „mal eben so Hopplahop“ einführt. Denn das führt erfahrungsgemäß zu großen Widerständen. Aber es lohnt sich. Und es funktioniert, wenn das Konzept an den Bedarfen der Mitarbeiter:innen ausgerichtet ist, zum Mobilitätsverhalten in der Firma passt und wenn die Umsetzung und Einführung Vorbilder und Gesichter hat, die zeigen, wie es geht.

Berufsverkehr in Zahlen

Weltweit nutzen viele Berufspendler das Auto für den Arbeitsweg, wobei die Zahlen regional stark variieren. In Deutschland beispielsweise fahren rund 68 % der Erwerbstätigen mit dem Auto zur Arbeit (Quelle: Statistisches Bundesamt, 2020). In den USA liegt dieser Anteil sogar bei etwa 76 % (Quelle: U.S. Census Bureau, 2019). Solche Unterschiede spiegeln regionale Präferenzen und die Verfügbarkeit von Alternativen wie öffentlichem Nahverkehr wider.

  •  68% der Erwerbstätigen in Deutschland fahren mit dem Auto zur Arbeit.
  •  76% der Arbeitnehmer in den USA nutzen das Auto für den Arbeitsweg.

Betriebliches Mobilitätsmanagement wird…

… in Zukunft ein wesentlicher Faktor für eine smarte und nachhaltige Mobilität sein – denn wir sollten es nicht nur aus der Brille des einzelnen Unternehmens denken, sondern auch aus der Sicht einer Stadt, Kommune oder ganzen Region. Warum sollten sie Mobilitätswende alleine angehen? Pendler:innen generieren zu den Stoßzeiten einen großen Anteil des Verkehrsaufkommens. Es liegt im Interesse der Stadt, dieses in den Griff zu kriegen. Aber nicht, indem die Menschen nicht mehr in ihrer Region arbeiten, sondern durch smarte Alternativen. Denn dort, wo Menschen arbeiten, gibt es Arbeitsplätze, wirtschaftliches Vorankommen und Innovation. Das ist wichtig für Regionen als attraktive Arbeitgeberstandorte.

Die Chance, die die Zukunft der Mobilität bietet – neue Technologien, Digitalisierung, Geschäftsmodelle und die unterschiedlichsten Mobilitätsangebote – sie bringen die Mobilität im Allgemeinen, aber eben auch die betriebliche Mobilität voran. Vorausgesetzt, das Mobilitätsmanagement reagiert hierauf flexibel und geht mit dem Puls der Zeit. Waren es bisher vor allem große Unternehmen, die sich mit der Frage der betrieblichen Mobilität beschäftigten, werden entsprechende Konzepte und Lösungen zukünftig auch für kleine und mittlere Unternehmen selbstverständlich sein. Zur Verfügung stehen dann multimodale Mobilitätslösungen, die individuell genutzt werden können und allen Mitarbeitern zur Verfügung stehen. Und die umliegende Region oder Kommune wird Enabler, Vermittler und vielleicht sogar Unterstützer in ihrem eigenen Sinne, im Sinne der Mobilitätswende und im Sinne attraktiver Arbeitgeber in der Region.

Betriebliches Mobilitätsmanagement – Quo vadis?

Aktuell verändert sich betriebliches Mobilitätsmanagement. Während sich das Angebot von Unternehmen an ihre Mitarbeiter:innen meist nur auf Firmenwagen beschränkte, setzen viele Firmen nun immer stärker auf ein multimodales Mobilitätsangebot – nicht nur aus Gründen der Kostenersparnis, sondern auch, um Nachhaltigkeit und Klimaschutz voranzutreiben sowie die Arbeitgeberattraktivität zu stärken. Für erfolgreiches betriebliches Mobilitätsmanagement ist insbesondere Transparenz nötig, um Mitarbeiter:innen in diesem Transformationsprozess bestmöglich abzuholen. Denn betriebliche Mobilität hat an vielen Stellen einen substanziellen Einfluss auf die Themen Komfort, Status oder auch geldwerte Vorteile.

Gleichzeitig gewinnen Unternehmen und Mitarbeiter:innen Flexibilität, Individualität und Innovation und können einen großen Beitrag zur Einsparung von CO2-Emissionen leisten. In Zukunft wird betriebliches Mobilitätsmanagement ein wesentlicher Stellhebel für eine smarte und nachhaltige Mobilität sein – denn für eine erfolgreiche Mobilitätswende müssen alle Mobilitätsakteure zusammenarbeiten. Hier ist insbesondere der Berufsverkehr, den Unternehmen erzeugen, ein wesentlicher Faktor und muss ganzheitlich als Teil einer Stadt, einer Kommune und einer ganzen Region mitgedacht werden.

Verfasst von

  • Dr. Isabella Geis

    Associate Partner – Deutschland, Frankfurt am Main

    Wavestone

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