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Die KI-Welle reiten: Auf das Wie kommt es an

Veröffentlicht am 7. Oktober 2024

  • Daten & Künstliche Intelligenz

Der Hype um Künstliche Intelligenz (KI) ist groß – und das zu Recht. Was wir heute mit KI erleben, erinnert an den „Internet-Moment“ gegen Ende der 90er Jahre. Die Neugier ist groß, die Möglichkeiten scheinen endlos, und dennoch herrscht ein Gefühl der Unsicherheit. Die Diskussionen über KI konzentrieren sich oft auf technische Fragen, die zwar wichtig sind, aber nicht die Haupttreiber der kommenden Revolution darstellen.

Eine wichtige Entscheidung für Unternehmen

KI ist eine extrem disruptive Technologie mit enormem Potenzial: Der weltweite KI-Markt wird voraussichtlich von 124 Milliarden US-Dollar im Jahr 2024 auf 826 Millionen US-Dollar im Jahr 2030 anwachsen. Insbesondere die generative KI hat das Potenzial, Gewinner und Verlierer in der Geschäftswelt hervorzubringen. Unternehmen, die KI ignorieren, werden unweigerlich in der Bedeutungslosigkeit versinken. Wir haben es mit dem Internet und der Digitalisierung erlebt: Diejenigen, die die neue Technologie effektiv nutzten, erlangten erhebliche Vorteile, während diejenigen, die sich ihnen verweigerten, mit der Obsoleszenz konfrontiert wurden.

Die zentrale Frage für Unternehmen, die KI nutzen wollen, lautet: Wohin soll der Wandel führen, und wie kann er erreicht werden? Die Bedeutung der Entwicklung von KI ist offensichtlich, das Wie der Umsetzung jedoch nicht. Diese Unsicherheit spiegelt sich auch in der Wavestone Global Technology & Data Leaders Survey wider, in der 86 Prozent der Befragten zustimmten, dass sie zunächst sehen wollen, was funktioniert und was nicht, bevor sie generative KI einsetzen.

  •  826 Mio. USD ist das erwartete Wachstum des globalen KI-Marktes bis 2030.
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Change Management: Erst die Menschen, dann die Technologie

Die erfolgreiche Einführung und Nutzung von KI dreht sich weniger um die Technologie selbst, sondern vielmehr um ein kluges und effektives Change Management mit starkem Fokus auf den Menschen. Während sich die Technologie ständig weiterentwickelt, stellt sie oft eine geringere Herausforderung dar als die eigentliche Transformation und Integration ins Unternehmen. Dafür ist auch ein kultureller Wandel erforderlich. KI muss nahtlos in alle Unternehmensbereiche eingebunden werden und darf nicht bloß als technisches Aushängeschild dienen, das für den Alltag ohne Bedeutung bleibt.

Um dies durch intelligentes Change Management zu erreichen, müssen die Mitarbeitenden aktiv einbezogen werden. Dazu gehören eine klare Kommunikation und Transparenz, die Förderung des Engagements und der Beteiligung der Mitarbeitenden sowie die Bereitstellung umfangreicher Schulungs- und Entwicklungsmöglichkeiten. Die erfolgreiche Einführung von Künstlicher Intelligenz hängt davon ab, dass die Mitarbeitenden verstehen, wie sie KI nutzen können, um einen Mehrwert für ihr Unternehmen zu schaffen. Laut einer McKinsey-Studie setzen 72 Prozent der befragten Unternehmen KI inzwischen in mindestens einer Geschäftsfunktion ein. Dies unterstreicht die entscheidende Rolle, die ein effektives Change Management für die erfolgreiche Integration von KI-Technologien spielt.

Einen klaren Fokus behalten: Qualität vor Quantität

Erfolgreiche Anwendungsbeispiele zeigen bereits, wie Künstliche Intelligenz (KI) Prozesse transformieren, messbare Ergebnisse liefern und Wettbewerbsvorteile schaffen kann. Entscheidend ist dabei, von Anfang an die richtigen Fragen zu stellen: Wie können wir KI und generative KI gezielt nutzen, um unser Geschäft neu zu gestalten? Ein weiterer wesentlicher Faktor ist die Fokussierung auf wenige, dafür aber entscheidende Anwendungsfälle. Es geht nicht darum, KI überall einzusetzen, sondern gezielt dort, wo sie echten Mehrwert bietet, benötigt wird und nachweislich Wirkung entfaltet. Ein selektiver Ansatz, der sich auf die Bereiche konzentriert, in denen KI das größte Potenzial hat, Effizienz zu steigern, Kosten zu senken oder neue Einnahmequellen zu erschließen, ermöglicht es Unternehmen, Ressourcen sinnvoll einzusetzen. So wird eine nachhaltige und wirkungsvolle Entwicklung gefördert, anstatt durch unnötige Komplexität wertvolle Kapazitäten zu verschwenden. Qualität vor Quantität ist der Schlüssel.

Neue Aufmerksamkeit für ein bekanntes Problem: Die Datenqualität als Grundlage achten

Der Hype um generative KI hat das Interesse an KI-Lösungen insgesamt deutlich verstärkt. Andere KI-Technologien wie Machine Learning, Predictive Maintenance oder Robotic Process Automation (RPA) rücken zunehmend in den Fokus von Unternehmen. Dabei tritt eine zentrale Herausforderung klar zutage: die mangelhafte Datenqualität. Der Erfolg oder Misserfolg von (generativer) KI hängt maßgeblich von der Qualität der zugrunde liegenden Daten ab. Viele Unternehmen kämpfen seit Jahrzehnten mit unvollständigen, schlecht analysierten oder unzuverlässigen Daten.

Laut der Wavestone Global Technology & Data Leaders Survey geben 31 Prozent der Befragten an, dass die Zuverlässigkeit oder Qualität der Daten ein Hindernis für Projekte mit generativer KI darstellt. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, diese Schwächen ein für alle Mal zu beheben, denn ohne hochwertige Daten bleibt der Einsatz von Künstlicher Intelligenz wirkungslos.

KI verantwortungsvoll einsetzen

Trotz des Hypes und der Chancen darf die Verantwortung nicht vernachlässigt werden. Verantwortungsvolle KI ist die Grundlage für die Schaffung und Nutzung von KI-Systemen, die nicht nur leistungsstark und effizient, sondern auch vertrauenswürdig, fair und transparent sind. KI muss mit unseren gesellschaftlichen Werten und Rechtsnormen in Einklang gebracht werden. Mit dem EU AI Act schafft die EU einen bahnbrechenden Rechtsrahmen, um diese große Herausforderung zu meistern. Die Entwicklung sollte jedoch nicht durch übermäßige Regulierung gebremst werden. Gute Leitlinien, Governance und Standards für KI sind unerlässlich.

Dies gilt auch für den Einsatz von KI in Unternehmen. Eine Deloitte-Umfrage zeigt, dass 62 Prozent der Befragten bei der Entwicklung und dem Einsatz von KI ein Gleichgewicht zwischen Innovation und Regulierung anstreben. Außerdem geben 76 Prozent an, dass ihr Unternehmen ethische KI-Schulungen für ihre Mitarbeitenden anbietet.

Umweltbewusste KI forcieren

Eine weitere kritische Herausforderung, die bei Diskussionen über KI nur selten in den Vordergrund rückt, ist die Nachhaltigkeit. Die Umweltauswirkungen der KI sind ein komplexes und vielschichtiges Thema. KI ist sowohl eine Herausforderung als auch ein Hoffnungsschimmer. Heute hat der Einsatz von generativer KI erhebliche negative Auswirkungen auf den CO2-Fußabdruck eines Unternehmens, mit direkten Folgen für die Umwelt. Eine Tatsache, die viele nur widerwillig anerkennen. Während 46 Prozent der Befragten in der Wavestone Global Technology & Data Leaders Survey behaupten, dass die Umweltauswirkungen der generativen KI berücksichtigt werden, widersprechen unsere Erfahrungen in diesem Bereich deutlich.

Die generative KI wird ihre Versprechen nur dann erfüllen, wenn sich die Unternehmen um die vielen Aspekte kümmern.

Chadi Hantouche, Partner, Wavestone

Dennoch birgt die KI ein großes Potenzial, um einen nachhaltigen Wandel in Unternehmen und Wirtschaft voranzutreiben. So können Unternehmen KI nutzen, um ihren Energieverbrauch effizienter zu gestalten. In Kombination mit der Fähigkeit, Energiebedarf und Wetterprognosen vorherzusagen, lassen sich Ressourcen und erneuerbare Energien gezielter einsetzen. Zudem kann KI dabei helfen, Produktions- und Lieferketten zu optimieren, wodurch weniger Abfall entsteht und das Recycling von Materialien gefördert wird – ein wichtiger Beitrag zur Kreislaufwirtschaft. Auch die Entwicklung neuer, nachhaltiger Technologien wird durch KI beschleunigt. Sie kann große Datenmengen analysieren und dadurch umweltfreundliche Materialien identifizieren, die weniger Ressourcen verbrauchen und einfacher recycelbar sind.

Der Weg vor uns

Die Möglichkeiten, die KI bietet, sind gewaltig und schwer zu fassen. KI wird unsere Welt verändern. Ihre wahren Auswirkungen werden sich jedoch langsamer entfalten, als viele es sich wünschen. Denken Sie an den Internet-Moment von 1998 – es dauerte Jahre und Jahrzehnte, bis wir verstanden, was das Internet wirklich bedeutet. Mit der KI steht uns eine Technologie mit enormem, kaum abschätzbarem Potenzial zur Verfügung. Jetzt ist es an der Zeit, dieses Potenzial freizusetzen.

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  • Chadi Hantouche

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