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Zukunft der Mobilität: Mit Mobilität 4.0 die Mobilitätswende meistern

Veröffentlicht am 16. Mai 2024

  • Reisen, Transport & Logistik
The future of mobility

Die Mobilität steckt aktuell in ihrer größten Transformation: der Mobilitätswende. CO2-Emissionen, die Auswirkungen auf den Klimawandel und Ressourcenknappheit sind wichtige Beweggründe, warum die Mobilität der Zukunft nachhaltig, effizient und sicher werden muss. Der Weg dorthin führt insbesondere über Daten, Digitalisierung und Vernetzung – kurz: Mobilität 4.0. Für Mobilitätsakteure bedeutet das, den Sprung von Mobilität 1.0 zu Mobilität 4.0 zu schaffen – und das in kürzester Zeit. Denn für Zwischenschritte bleibt bei einer erfolgreichen Mobilitätswende keine Zeit.

Wie sieht Mobilität 4.0 aus? Was sind digitale Mobilitätslösungen der Zukunft? Und wie gehen Unternehmen diesen Wandel strategisch und in zügigem Tempo an? Drei Zukunftshebel geben den Weg vor.

Zukunftshebel 1

Aus Big Data werden Smart Data

Mobilitätsakteure agieren im Datenökosystem.

Heute: Für eine digitale Transformation in der Mobilitätsbranche braucht es Daten, aber auch die Möglichkeit, diese effizient und effektiv zu nutzen. Die Daten selbst sind dabei nicht das Problem, sie liegen bereits en masse aus den unterschiedlichsten Quellen vor. Was ihren smarten Einsatz oftmals behindert, sind nicht-standardisierte Schnittstellen und Datenformate. Das erschwert Kompatibilität und Kooperation sowie die Vernetzung zwischen den unterschiedlichen Angeboten, Akteuren und Datenquellen.

Zukunft: Mobilität 4.0 ist geprägt von qualitativ hochwertigen, einfach zugänglichen und effektiv nutzbaren Daten verschiedener Mobilitätsakteure und Dienstleister. Sie sind durch standardisierte Schnittstellen, Datenformate und Datenplattformen transparent zugänglich und können im Sinne der Mobilitätswende vernetzt werden. Ein Datenökosystem bildet den Rahmen für die Mobilitätsakteure der Zukunft. Es besteht ein gemeinsames Verständnis von Data Governance, das Vertrauen schafft und die Bereitschaft erhöht, Daten untereinander zu teilen. Künstliche Intelligenz (KI) bildet eine Grundlage für selbststeuernde Verkehrssysteme, Prognosen zum Mobilitätsbedarf und automatisierte Planungs- und Abrechnungsprozesse. Unternehmen beschäftigen Datenexperten, die Daten nicht nur sammeln, sondern gezielt auswerten und Maßnahmen daraus ableiten. Technologische Ansätze, wie GAIA-X, der Mobility-Data Space und eine Reihe weiterer Datenplattformen sind für sie Alltagsgeschäft.

Big data becomes smart data

Größte Chancen

  • Die für Mobilität 4.0 notwendigen Mobilitätslösungen können nur aufgebaut werden, wenn die Datenkompetenz gegeben ist. Jetzt ist noch die Chance, zu einer datengetriebenen Organisation zu werden und die notwendige Kompetenz aufzubauen und so die Organisation zukunftsfähig aufzustellen, statt von den Entwicklungen vor sich her getrieben zu werden.
  • Innovationen rund um Fahrzeuge, Infrastrukturen und im Verkehrsumfeld, aber auch die Verfügbarkeit weiterer Sensordaten ermöglichen neue Geschäftsmodelle.
  • Unternehmen steigern ihre Effizienz und reduzieren Ressourcenbedarfe.
  • Die verkehrsträgerübergreifenden Mobilitätsangebote können kundenorientiert und wirtschaftlich betrieben werden, sowohl im ländlichen als auch im urbanen Raum.

 

Größte Risiken

  • Aufbau von Kompetenzen: Trotz vorhandener Datenquellen (auch wenn das Potenzial sicherlich noch nicht ausgeschöpft ist), wird ihr Potenzial nicht genutzt, weil oftmals einfach die Nutzung der Daten im Vordergrund steht, nicht aber das Ziel, das eigentlich erreicht werden soll, z.B. Nachhaltigkeit, Emissionsfreiheit, optimierte Abläufe. Das richtige Ziel zu setzen und dabei mit Daten smart umzugehen, ist die große Herausforderung. Denn der beste Anwendungsfall kann über Datenschutz, -sicherheit oder einen unstrukturierten Umgang mit Daten stolpern und daran scheitern.

Zukunftshebel 2

Digitalisierung ist Transformation

Mobilitätsakteure als Treiber des Prozesses.

Heute: Das Potenzial von digitalen Technologien ist bei Weitem noch nicht ausgeschöpft, vor allem in der Mobilität. Digitalisierung wird heute oft falsch gedacht. Damit gemeint ist nicht, bestehende analoge Prozesse ins Digitale zu übertragen. Denn aus einem schlechten analogen Prozess der digitalisiert wird, kann nur ein schlechter digitaler Prozess werden. Digitalisierung wird oftmals nicht im Ganzen gedacht – als eine Transformation in der Organisation. An Ideen mangelt es jedoch nicht. Bereits heute stehen Kunden unzählige Anwendungen, Apps und Angebote sowie zusätzliche Service-Leistungen zur Verfügung. Allerdings werden sie zu stark als Einzelprojekte vorangetrieben, statt vernetzt zu denken.

Zukunft: Die Zukunft der Mobilität ist digital und analog. Beide Welten sind ein Spiegelbild der jeweils anderen. Mobilität 4.0 ist smart, multimodal, nahtlos und bedarfsorientiert. Mobilitätsakteure haben innovative, digital optimierte Prozesse und Lösungen geschaffen, die von Anfang an als solche durchdacht und an die neuen Anforderungen Reisender angepasst wurden. Kunden stehen mit ihren Mobilitätsanforderungen im Vordergrund. Die verschiedenen Angebote und Services sind miteinander vernetzt und bieten ein nahtloses Reiseerlebnis. Reisende können sich digital informieren, buchen und bezahlen, aus einer Hand in einer App über die gesamte Reise hinweg – egal, ob es sich um den ÖPNV oder den Individualverkehr handelt. Dabei erhalten Reisende nicht nur vor der Reise, sondern über die gesamte Reisekette hinweg Echtzeitinformationen über Störungen oder Änderungen in der Reise und die möglichen Alternativen – eine individuelle, multimodale Echtzeitreisebegleitung. Diese digitalen Mobilitätslösungen sind kein Selbstzweck, sondern verfolgen immer das Ziel, Prozesse und Angebote kundenzentrierter und nachhaltiger zu machen.

Größte Chancen

  • Für Mobilitätsakteure: Durch erfolgreiche Digitalisierung erreichen sie die erforderliche Effizienz, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit, die ihnen künftig die Wettbewerbsfähigkeit bzw. die Daseinsvorsorge sichert.
  • Für Reisende: Digitale Angebote und Lösungen sorgen dafür, Mobilität attraktiver, bedarfsorientierter und flexibler zu gestalten. Die einfache Nutzung und Kombination von (alternativen) Angeboten und Verkehrsmitteln sind die Basis für inter- und multimodale Mobilität.
  • Für die Umwelt: Digitale Lösungen helfen, Emissionen zu reduzieren, Verkehrsfluss, Kapazitäten und Mobilitätsangebote zu optimieren. So entlasten sie Umwelt, Ressourcen, Städte und Infrastrukturen. Nahtlose, inter- und multimodale Reiseerlebnisse könnten das Auto in der Zukunft als Fortbewegungsmittel Nr. 1 ablösen – ein wichtiger Schritt, um die globalen Nachhaltigkeitsziele und die Mobilitätswende zu erreichen.

 

Größte Risiken

  • Voraussetzung ist die radikale Transformation: Es braucht ein Umdenken auf technologischer, infrastruktureller, rechtlicher und gesellschaftlicher Ebene, damit die Digitalisierung ihr volles Potenzial entfalten kann.

Zukunftshebel 3

Mehr als nur Auto oder Bahn

Mobilität wird zum vernetzten Ökosystem.

Heute: Im Mobilitätssektor dominiert das Denken in Verkehrsmitteln und kleinteiligen Branchen: Automobil, Schiene, ÖPNV, Sharing, Rad- oder Fußverkehr. Daraus sind bereits Leuchtturmprojekte entstanden, die lokalen und regionalen Mehrwert schaffen. Um die Mobilitätswende als Ganzes und übergreifend voran zu bringen und die Mobilitätsbedarfe der Zukunft zu bedienen, ist jedoch eine flächendeckende Vernetzung notwendig.

Zukunft: Mobilität ist ein branchenübergreifendes Ökosystem aus Akteuren, Angeboten und Daten. Die durchgängige digitalisierte Anbindung der Angebote aus dem öffentlichen Verkehr sowie der Angebote der privaten Mobilitätswirtschaft in übergreifenden Mobilitätsplattformen ermöglichen eine intelligente Vernetzung der Mobilitätsangebote. Mobilität 4.0 vernetzt Akteure und deren Angebote und Services zu einem multi- und intermodalen Angebot. Autonomes und vernetztes Fahren, Mobilitätsplattformen, intermodale Apps und Buchungen sowie neue, plattformbasierte Geschäftsmodelle sind der Standard. Kunden haben eine einzige App, über die sie Verbindungen des ÖPNV, aber auch im Bus- und Fernverkehr und von anderen privaten Anbietern angezeigt bekommen und buchen können. Unterwegs erhalten sie Echtzeitinformationen und können auf Alternativen umsteigen.

Größte Chancen

  • Mobilität wird effizienter, weil sie als Ganzes gedacht wird und nicht nur einzelne Verkehrsmittel optimiert werden.
  • Mobilität wird kundenzentrierter, flexibler und nachhaltiger.
  • Der öffentliche Verkehr gewinnt neue Kund:innen.
  • Reisende haben die Wahl zwischen Mobilitätsangeboten und Preisen, je nach Situation und Bedarf.
  • Mobilitätsanbieter haben die Chance auf neue Geschäftsmodelle und Einnahmequellen.

 

Größte Risiken

  • Radikales Umdenken: Nur wenn Mobilitätsakteure im globalen Ökosystem denken, können sie Lösungen schaffen, die nachhaltig, effizient und sicher durch Vernetzung und Digitalisierung sind und Reisende von morgen zufrieden stellen.
  • Kooperation: Alle Akteure der Mobilitätsbranche, aber auch die Politik müssen mitziehen. Um Seamless Mobility zu ermöglichen, ist die Vernetzung zwischen allen Akteuren nötig. Das setzt Vertrauen voraus – beispielsweise durch eine gemeinsame Governance-Struktur oder durch rechtliche Rahmenbedingungen, die die Voraussetzung für eine effektive Zusammenarbeit schaffen und sicherstellen, dass alle Akteure mitziehen.

Fahrplan in Richtung Mobilität der Zukunft  

Unser Ziel der Zukunft: Mobilität 4.0. Der Weg dorthin? Für jede Organisation individuell, im Gesamtbild jedoch mehreren gemeinsamen Schritten folgend. Fünf zentrale Handlungsfelder bahnen den Weg in die Zukunft der Mobilität. Wichtig hierbei: Sie entfalten ihre volle Wirkung im Zusammenspiel. Wo der Fokus der jeweiligen Organisation jedoch liegt, hängt von der individuellen Ausgangslage ab.

Mobilitätsakteure der Zukunft stellen ihre Kunden in den Mittelpunkt ihres Handelns. Dafür nutzen sie intelligente, datengetriebene Mobilitätslösungen. Menschen, Fahrzeuge und Infrastrukturen sind vernetzt, um Informationen auszutauschen und nahtlose Reiseerlebnisse zu ermöglichen. Multi- und intermodale Mobilität ist für Reisende so einfach, komfortabel und flexibel wie die Nutzung des eigenen Autos.

Verfasst von

  • Dr. Isabella Geis

    Associate Partner – Deutschland, Frankfurt am Main

    Wavestone

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