Ein neues IT-Fundament für die Bausparkasse Schwäbisch Hall
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Die Bausparkasse Schwäbisch Hall ist die vielleicht bekannteste Bausparkasse Deutschlands – mit mehr als 6 Millionen Kunden ist sie auf jeden Fall die größte. Seit mehr als 90 Jahren ist sie Bausparexperte und Partner für die private Baufinanzierung. Mit knapp 3.300 Mitarbeitenden im Innendienst und mehr als 3.200 Berater*innen im Außendienst ist Schwäbisch Hall in ganz Deutschland präsent und berät und betreut ihre Kunden zuverlässig und kompetent.
Damit diese Erfolgsgeschichte auch in den nächsten Jahrzehnten fortgeschrieben werden kann, hat sich Schwäbisch Hall ein strategisches Ziel gesetzt: Sie will sich zum führenden Lösungsanbieter rund ums Bauen und Wohnen in Deutschland entwickeln. Im Bausparen und insbesondere in der Baufinanzierung soll ein nachhaltiges und profitables Wachstum erzielt werden. Dazu sollte zunächst die Baufinanzierung deutlich aus- und aufgebaut werden.
Die Notwendigkeit des Wandels
Die lange und stolze Geschichte und der Erfolg von Schwäbisch Hall wurden stets durch modernste IT-Systeme unterstützt. Wie bei vielen Banken, Finanzdienstleistern oder Versicherungen wurde auch bei der Bausparkasse Schwäbisch Hall die IT-Infrastruktur über Jahrzehnte als Eigenentwicklung gebaut und gewartet. So entstand eine Lösung, die zwar perfekt auf die Bedürfnisse des Hauses zugeschnitten war, aber den zukünftigen Anforderungen immer weniger gerecht wurde:
- Das bestehende System konnte nur noch mit erheblichem Aufwand an die zunehmenden regulatorischen Vorgaben und neuen Markterfordernisse angepasst werden
- Durch das Erreichen des Endes des technologischen Lebenszyklus wurde es zunehmend schwieriger, Personal mit den entsprechenden Qualifikationen zu finden
- Die Kundenerwartungen veränderten sich: Schnelle, effiziente und flexible Systeme wurden immer wichtiger
Eine neue Plattform als Grundlage für die zukünftige Entwicklung
Zur Erreichung des strategischen Ziels muss die technologische Infrastruktur umfassend erneuert werden.
Keine Investitionen mehr in Einzelkomponenten der bisherigen Lösung – das eigenentwickelte, HOST-basierte Kernbankensystem wird durch eine moderne Kernbankplattform basierend auf SAP ersetzt. Das macht technische und prozessuale Leistungsverbesserungen möglich, erlaubt die Digitalisierung und Automatisierung und bereitet Schwäbisch Hall auf künftige regulatorische und technologische Anforderungen vor.
Wavestone als größter Implementierungspartner
Dieses zukunftsweisende Projekt lief bei Schwäbisch Hall unter dem Namen NEXT und ist das größte IT-Infrastrukturprojekt der Unternehmensgeschichte. Wavestone hat dabei als größter Implementierungspartner die Rolle des Systemintegrators und damit wesentliche Verantwortung übernommen – mit Erfolg.
Die Modernisierung des Kernbankensystems war ein herausforderndes und hochkomplexes Projekt. Über einen Zeitraum von rund sechs Jahren wurde das neue IT-System mit Fokus auf das Baufinanzierungsgeschäft aufgebaut. Dabei wurde nicht nur das bestehende System während des laufenden Betriebs umgestellt, gleichzeitig wuchs auch der Geschäftsbereich in dieser Zeit deutlich. Hinzu kamen die Herausforderungen, die sich aus den hohen Anforderungen an Sicherheit, Stabilität und Verfügbarkeit ergeben. Wie überaus komplex Projekte dieser Art sind, zeigen andere Beispiele aus der Branche, bei denen die Transformation nicht reibungslos funktioniert hat. Die Folge: zum Teil erhebliche finanzielle Schäden und Reputationsverluste.
Wavestone hat eines der ambitioniertesten IT-Projekte der Branche gemeinsam mit Schwäbisch Hall und SAP / SAP Fioneer als Softwareanbieter erfolgreich abgeschlossen. Ein zentraler Erfolgsfaktor: die hervorragende und enge Zusammenarbeit zwischen allen Partnern. So wurde in einem mehrjährigen Prozess die IT über das gesamte Unternehmen hinweg transformiert. Für Schwäbisch Hall wurde ein Kernbankensystem entwickelt und implementiert, das es ermöglicht, die mehr als sechs Millionen Kunden besser zu erreichen und ihnen den bestmöglichen Service über verschiedenste Zugangswege zu bieten.
Mehrjähriger Prozess
Zu Beginn des Projektes stand dabei eine intensive Analyse- und Entwicklungsphase als Grundlage für die erfolgreiche Umsetzung. 2019 begann die schrittweise Überführung des Kredit-Neugeschäfts auf die neue SAP-Plattform. Dabei mussten die Lösungen aufgrund der Corona-Pandemie vielfach im Homeoffice entwickelt, getestet und abgestimmt werden. Ab 2022 wurde dann schrittweise das Bestandsgeschäft und alle damit verbundenen Daten migriert. Insgesamt wurden mehr als eine Million Kreditverträge, wie Bauspardarlehen, Vor- und Zwischenkredite, Annuitätendarlehen sowie zugehörige Versicherungsprodukte auf die neue Plattform überführt. Dabei waren bei insgesamt vier Migrationstranchen und 13 Softwarereleases jeweils bis zu 300 Mitarbeitende remote und vor Ort bei den Produktivsetzungen im Einsatz. Wichtig war dabei, dass der laufende Geschäftsbetrieb weder für die Kunden noch für den Außen- und Innendienst beeinträchtigt wurde.
Mit der vollständigen Migration ist die Bausparkasse Schwäbisch Hall jetzt in der Lage, sowohl das Bestandsgeschäft im Kreditbereich als auch das sich dynamisch entwickelnde Neugeschäft sehr effizient auf der neuen Plattform zu prozessieren.
Mit NEXT haben wir erfolgreich unter Beweis gestellt, dass selbst großangelegte IT-Projekte bei Finanzdienstleistungsunternehmen erfolgreich und geräuschlos neben dem regulären Betrieb durchgeführt werden können. Das neue Kernbanksystem legt den Grundstein für den weiteren Ausbau unseres Baufinanzierungsgeschäfts und stärkt unsere Position als führender Lösungsanbieter im Bereich Bauen und Wohnen.
Erfolgsfaktoren
Für den Erfolg dieses komplexen Vorhabens waren verschiedene Faktoren ausschlaggebend:
- Die Zerlegung des umfangreichen Projektes in realistische Zwischenschritte
- Ein effizientes Scope- und Releasemanagement, um sowohl das normale Tagesgeschäft als auch den IT-Transformationsprozess parallel abwickeln zu können
- Eine intensive interne Kommunikation, die zu hoher Motivation, großem Engagement und herausragenden Leistungen im Team geführt hat
- Einführung neuer Methoden der Projektarbeit, insbesondere im Bereich der Agilität
- Die frühzeitige Einbindung der Anwender:innen durch Information, Schulungen und Trainings
- Der Einsatz und die Koordination von spezialisierten externen Dienstleistern
- Höchste Aufmerksamkeit und Priorität des gesamten Top-Managements sowie intensive Zusammenarbeit mit dem Projektteam
Die Zusammenarbeit mit Wavestone, die für uns an verschiedensten Stellen im Programm die Rolle des zentralen Integrators der internen und externen Partner übernommen hat, war maßgeblich für den Erfolg von Programm NEXT.
Sicher in die Zukunft
Mit der erfolgreichen Implementierung des neuen IT-Systems für die Kreditbearbeitung haben alle Partner gemeinsam die Ausgangsbasis geschaffen, um das alte System komplett abschalten zu können. Die komplette Baufinanzierungsbearbeitung läuft nun auf einem zukunftssicheren System, das es Schwäbisch Hall ermöglicht, schnell auf Kundenwünsche und regulatorische Anforderungen zu reagieren. Zudem stehen mehr Daten zur Verfügung, die für die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle, Produkte und Dienstleistungen sowie für die Unternehmenssteuerung genutzt werden können.
Nach der erfolgreichen Migration und IT-Modernisierung steht der Bausparkasse Schwäbisch Hall nun statt einem historisch gewachsenen Monolithen ein modernes, SAP-basiertes Kernbanksystem zur Verfügung, das den Kunden in den Mittelpunkt aller Services stellt und perspektivisch deutliche Effizienzsteigerungen ermöglicht. Damit ist die Bausparkasse Schwäbisch Hall ideal für zukünftige Herausforderungen und weitere Digitalisierungsschritte aufgestellt.
Verfasst von
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Thomas Wertenbruch
Partner – Deutschland, München
Wavestone
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